Die besten Bilder Rennergebnisse So bin abgeflogen

Anfang Oktober 2004 habe ich ein Fax von der MFJ, dem japanische Motorradrennsport Verband bekommen. Dort war zu lesen, dass in Sugo ein internationales Rennen veranstaltet wird und man würde mich gern als Vertreterin Deutschlands in der Damenklasse einladen. Motorrad und zwei Tickets werden gestellt. Wir haben dann beim DMSB nachgefragt und es war wirklich ein FIM-Rennen eingetragen.
Die Info waren immer sehr knapp, auf die Frage, ob ich am Flughafen in Tokio abgeholt werde und jemand mich in den 5 Tagen begleitet, antwortete Herr Goto nur mit - we pick you up at Sendai Airport -, das wars.
Auf der anderen Seite wollte ich unbedingt diese einmalige Gelegenheit nutzen, wann kommt man mal nach Japan. Mein Dad hatte einen wichtigen Termin, deshalb begleitete mich mein Teamchef Stefan, dass war recht praktisch, der ist ja alles in einem, Organisator, Mechaniker, Trainer, Freund und seit neuestem schreibt er auch noch meine Interviews, aber dazu später. Marvin hat uns ebenfalls begleitet er war natürlich genau so neugierig wie ich.
Meine Eltern und Stefan haben alles organisiert, eines der größten Probleme war meine Lizenz. Ich habe ja eine J-Lizenz vom DMSB, aber die ist nicht für internationale FIM zugelassen. Wir wären ja auch nicht in Deutschland, wenn das ohne Probleme funktioniert hätte. Nach reichlich Telefonaten und noch einem ärztlichen Attest, habe ich dann einen Tag vor der Abreise meine Startgenehmigung erhalten. Vielen Dank.
Stefan hat mich einen Tag bevor es losgeht noch einmal gefragt ob wir wirklich fliegen wollen, Taifun und mehrere Erdbeben und das Ungewisse machten ihm doch zu schaffen, aber mein Entschluss stand felsenfest. Larissa goes to Japan.
Mittwochmorgen ging's dann los, wir haben Heyners abgeholt und sind nach Frankfurt zum Flughafen gefahren, dort haben wir eingecheckt und sind nach London mit der Britisch Airways geflogen. In London haben wir uns mit Steffany Staman, Marianne Veenstra beide Holland und Eileen de Winter aus Belgien getroffen und sind nach Tokio geflogen. Der Flug dauert ca. 11 Std. und die Zeitverschiebung ist 7 Std. Als wir unser Gepäck abgeholt haben ist mir aufgefallen, das Eileen mindestens dreimal soviel dabei hatte wie wir. Unter anderem ein Fahrwerk incl. Rahmenheckerhöhung und mir kam der Verdacht hier geht es um was.
Die Flughafentür öffnete sich und da stand er, Mr. Akira Goto, mit einem selber gemalten Zettel MX Sugo. Von Tokyo ging's mit einem kleinen Jet nach Sendai Airport, dort wartete schon ein Bus auf uns und der brachte uns ins Sporthotel an der Rennstrecke von Sugo. Um es kurz zu machen, es war alles bis ins kleinste Detail perfekt organisiert. Zum Abendessen gab es, zu unserem erstaunen, Spaghetti. Zum lesen nebenher erhielten wir das Programmheft, welches man hier als MX-Magazin hätte verkaufen können, nur das Papier ist noch dicker gewesen. Beim durchblättern stand irgendwann in einer Starterliste, zwischen japanischen Zeichen der Name Stefan Everts und beim nachfragen wurde uns bestätigt, er würde hier starten.
Von da an war uns klar, es handelte sich nicht um ein japanisches Vereinsrennen.
Nachmittags haben wir uns erst mal aufs Ohr gelegt, es klopfte an der Tür und Stefan öffnete. Es kamen drei Japanerinnen ins Zimmer gestürmt. Marvin hatte ein Klappsofa und das wurde in Null Komma Nichts in ein Bett verwandelt und genau so schnell waren die drei Damen auch wieder verschwunden.
Freitagmorgen zum ersten Mal mit dem rennstreckeneigenem Bus an die Strecke. Im unteren Teil des Fahrerlagers waren, wie auf einem DAM-Lauf, große und kleine Renntransporter. Eine Etage höher waren dann nur noch große Transporter und Lkws dort waren auch unsere Teams. Auf dem oberstem Fahrerlager waren die Werksteams aller Hersteller, Reifen- und Fahrwerksservicetrucks.
Bei HRC gab's auch einiges zu sehen z.B. diesen Doppelrohrauspuff einer CRF250. Die linke Nr.Tafel passt perfekt, ist also nichts gebastelt.
Wir sind dann erst einmal die Strecke abgelaufen um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen und auch die Strecke hat meine Erwartungen übertroffen. Sehr breit mit allem Drum und Dran. Bergauf und ab, Step Up, große Doppelsprünge, Table, Bergabsprung, 9-fach Waschbrett, usw.
Prototyp CRF250
Am Nachmittag war dann alles team mäßig aufgebaut und eine nagelneue CR85 Mod. 2005 stand für mich bereit. Stefan hat dann alles überprüft und für mich eingestellt. Wir konnten auf einem kleinen Oval den Motor noch ein wenig einfahren und einige Starts üben. Abends im Hotel haben wir noch einmal ordentlich Nudeln gegessen und unseren Schlaf noch ein wenig nachgeholt. Fernsehen ist in Japan eine Qual in jeder Beziehung, dabei kann man noch nichteinmal einschlafen.

Am Samstagmorgen ging's schon recht früh los. Wir hatten um 9.00 Uhr unser 1. freies Training auf der Strecke. Vorher haben wir noch einmal neue Reifen montiert. Der Wetterbericht hatte Regen für die Nacht auf Sonntag angekündigt. Ich bin auch gut mit der Strecke zu Recht gekommen und hatte bis auf das Waschbrett schnell alle Sprünge im Griff. Am Nachmittag gab es 2 Qualigruppen mit jeweils 32 Fahrerinnen. In der Gruppe B startete ich. Ihr kennt meine Starts und auch in Japan gibt's nichts, was mich am Start abhängt. In Führung liegend musste ich dann aber doch eine Japanerin ziehen lassen, deren Tempo konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mitgehen. Zweiter Platz war ja auch sehr gut und ich hatte wiederum einen großen Vorsprung auf P3. Vielleicht habe ich deshalb nicht mit vollem Einsatz den großen Doppelsprung genommen und bin nur bis auf die Kante geraten. Beim ausfedern hat's mich mal richtig auf die Bahn geschmissen und mein Rennen war zu Ende. Zum Glück sind wir Ausländerinnen gesetzt, aber ich musste am Sonntag aus der 2. Reihe starten.

In der Nacht zum Sonntag hat es viel geregnet und die Strecke war sehr matschig, was für mich aber eher ein Vorteil ist, weil ich mit solchen Verhältnissen gut zurecht komme. Wir hatten uns ja für Sonntag einen richtigen Schlammreifen zurückgelegt, den haben wir dann aufgezogen und ich hatte wirklich super Grip. Bin aus dem Mittelfeld losgefahren und habe einem nach dem anderen überholt. Es lief gut. Aber für das Training gibt's ja bekanntlich nichts. Nach dem Training musste ich zum Honda-Truck dort war eine Fahrervorstellung. Stefan hatte mir meine Antworten schon aufgeschrieben, aber es kam wie es kommen musste und die Interviewerin stellte eine Frage, welche wir nicht aufgeschrieben hatten. Ich habe irgendetwas vom Händling oder so geantwortet, da macht man was mit. Danach dürfte ich zum VIP-Container. Dr. Kreutz, Leiter des Medical Center, wollte mich noch einmal sehen. Er wünschte mir noch viel Glück fürs Rennen und wir machten ein Foto mit Mr. Suzuki, der ist der Präsident des japanischen Verbandes.
Zum Rennen hin war die Strecke schon etwas abgetrocknet. Stefan und ich hatten uns einen super 2.Reihe Startplan ausgetüftelt. Ich wollte aussen herum am Feld vorbei ziehen, spät bremsen und mit einem Überschuss an Schwung auf der folgenden Geraden an den Anderen vorbei fliegen. Es kam natürlich anders und die Suzukitante vor mir legte sich gleichmahl auf die Nase und ich krachte rein, also war ich am Start mit Abstand die Letzte. Natürlich war ich den Japanern was schuldig und ich habe alles gegeben. 29 andere Fahrerinnen konnte ich in 10 Minuten überholen und die fünftplazierte Amerikanerin Ross, konnte gerade mal 2 Zehntel ins Ziel retten. Nächste Kurve hätte ich Sie geschnappt.
Ich war sehr enttäuscht über meinen 6. Platz, immerhin hatte ich mit 2.42.78 die zweitschnellste Rennrunde. Wir haben uns die restlichen Rennen angeschaut und bei Everts noch ein Autogramm geholt. Dann ging's wieder ab ins Hotel. Wir haben gegrillt und anschließend sind wir in den hoteleigenen Karaokeraum gegangen. Das war recht lustig, wir Mädchen haben alle "we are the champions" von Queen gesungen, aber ich glaube cross fahren können wir besser wie singen.

Am Montag ging es auf die Rennstrecke von Sugo, dort warteten drei Safetycars auf uns und die hatten ordentlich Power, wie wir bei der Probefahrt schnell feststellen konnten. Im Anschluss daran sind wir nach Sendai zum shopen gefahren. Dort war auch ein MC Donalds. An dem konnten wir nicht vorbei gehen. Die Burger schmecken genau wie in Deutschland. Mit dem Rekordzug, kann mir den Namen nicht merken ging's dann im Sauseschritt nach Tokio. Eine riesige Stadt mit vielen Hochhäusern und unglaublich vielen Menschen. Es ist dort aber alles super sauber und man fühlt sich sehr sicher, hätte ich nicht gedacht. Auch dort waren wir abends noch einmal unterwegs.
Wir haben unsere Gruppe natürlich verloren und waren ganz allein in Tokio. Wir sind mit der U-Bahn gefahren, hat auch prima funktioniert und wir sind an der richtigen Stelle ausgestiegen. Dann waren wir uns aber nicht mehr über die Richtung einig. Marvin meinte wir müssten links Stefan und ich waren für rechts. Da kommt doch eine Japanerin und fragt uns, ob sie uns helfen können. Dort spricht kaum einer englisch und die konnte sogar fließend deutsch, unglaublich. Sie hat uns den richtigen Weg gezeigt und wir haben unser Hotel gefunden, danke.
Am späten Abend gingen wir noch in eine Kneipe, dort hatten wir viel Spaß, wie das halt so ist. Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Zug zum Airport und flogen nach Hause, dort sind wir gut angekommen.

Hiermit möchte ich mich noch einmal bei allen für diese super Woche in Japan bedanken. Insbesondere bei
MFJ, Honda, TES-Dream-Honda, Bridgestone, Fox-Germany und SSM-Racing und natürlich bei meinen Eltern.